Der Austrofaschismus und das Ende der 1. Republik

 Österreichs Weg in den Austrofaschismus

Ein schwerwiegender Fehler der österreichischen Innenpolitik war, dass paramilitärische Wehrverbände trotz wiederholter Unruhen nicht aufgelöst oder entwaffnet wurden. Die Justizpalastbrand am 15. Juli 1927 wurde durch eine Demonstration gegen einen umstrittenen Freispruch ausgelöst – zwei Unschuldige waren zuvor bei einem Zusammenstoß rivalisierender Verbände getötet worden.

Im Mai 1932 wurde Engelbert Dollfuß (Christlichsoziale Partei) Bundeskanzler. Da seine Regierung nur eine knappe Mehrheit hatte, wollte man Neuwahlen vermeiden. Am 4. März 1933 legten alle drei Nationalratspräsidenten ihr Amt nieder – das Parlament war blockiert. Dollfuß ließ daraufhin eine geplante Sitzung für ungültig erklären und hinderte Abgeordnete mit Polizeigewalt am Zutritt.

Damit war das Parlament ausgeschaltet, auch der Verfassungsgerichtshof wurde funktionslos. Dollfuß verschärfte den Kurs gegen die Sozialdemokraten: Am 21. Jänner 1934 wurde die „Arbeiterzeitung“ verboten, wenige Tage später auch die Partei selbst und der Schutzbund. Es folgte der österreichische Bürgerkrieg vom 12.–15. Februar 1934, den die Regierung militärisch niederschlug.

Gleichzeitig wurden auch NSDAP und KPÖ verboten und die „Vaterländische Front“ gegründet – eine Einheitspartei mit dem Kruckenkreuz als Symbol. Diese autoritäre Phase wird heute als Austrofaschismus bezeichnet.


Krukenkreuz, Symbol der Vaterländischen Front

📌 Definition und Analyse:

  • Definiere mithilfe von ChatGPT den Begriff Austrofaschismus. 

  • Recherchiert im Internet! Erstellt einen kurzen Steckbrief über die Person Engelbert Dollfuß! 

  • Seht euch beide Plakate an und beschreibt, was ihr darauf erkennen könnt.

    Wahlplakat der SDAP und Wahlplakat der CS der Nationalratswahlen 1930 

  • Besprecht zu zweit wie diese Plakate auf euch selbst wirken bzw. an was euch diese Plakate eventuell erinnern.

  • Welche Botschaften sollen diese Plakate vermitteln? 



 Das Ende der 1. Republik und der Anschluss an das Deutsche Reich

Im Juli 1934 versuchten österreichische Nationalsozialisten, durch einen Putsch die Macht zu übernehmen. Der Plan scheiterte, doch Bundeskanzler Engelbert Dollfuß wurde schwer verletzt und starb. Kurt Schuschnigg wurde am 25. Juli 1934 sein Nachfolger.

1938 nahm der Druck des Deutschen Reiches stark zu. Bei einem Treffen mit Hitler am 12. Februar wurde Schuschnigg ein Ultimatum gestellt: Die österreichischen Nationalsozialisten sollten freie Betätigung erhalten und Seyss-Inquart zum Sicherheitsminister ernannt werden – sonst drohte ein Einmarsch.

Schuschnigg kündigte eine Volksabstimmung für den 13. März 1938 an, um Österreichs Unabhängigkeit zu sichern. Doch Hitler setzte ihn am 11. März durch Drohungen zum Rücktritt und zur Absage der Abstimmung unter Druck.

Am 12. März 1938 marschierten deutsche Truppen in Österreich ein. Am 10. April wurde eine von Hitler inszenierte Volksabstimmung abgehalten, die offiziell eine überwältigende Zustimmung zum „Anschluss“ an das Deutsche Reich zeigte.



📌 Bildanalyse: Stimmzettel zum Anschluss an das Deutsche Reich 

                           Stimmzettel vom 10. April 1938 zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich
  • Beschreibe, was dir an diesem Stimmzettel besonders auffällt.

  • Versuche zu begründen, warum die Nationalsozialisten im April 1938 eine eigene Volksabstimmung in Österreich durchführen wollten. Was könnten sie damit bezweckt haben? 


 
Graz – Stadt der Volkserhebung

Die Verhandlungsergebnisse von Berchtesgaden wirkten sich dynamisierend auf die Aktionen der Nationalsozialisten in Graz aus. Vor allem zwischen dem 19. und 24. Februar 1938 kam es zu massiven Demonstrationen, bei denen mehrere Tausend Anhänger mit Hakenkreuzfahnen durch die Grazer Innenstadt zogen, Parolen skandierten, Lieder sangen und Flugblätter streuten.

Es existierten unterschiedliche Auffassungen zwischen der Wiener Führung und den steirischen Nationalsozialisten über die Vorgangsweise für den Machtwechsel. Die Absicht der Steirer war es, die Regierung zum militärischen Vorgehen gegen die Nazis zu veranlassen, um ein aktives Eingreifen Deutschlands in Österreich herbeizuführen. Die Wiener Nationalsozialisten sprachen sich gegen diesen Radikalismus aus.

Die Ereignisse vom 24. Februar brachten Graz die Etikettierung als „Hochburg des Nationalsozialismus“ ein, denn die Grazer Nationalsozialisten hissten die Hakenkreuzfahne am Grazer Rathaus mit Zustimmung des damaligen Bürgermeisters Schmied. Deshalb musste dieser am nächsten Tag sein Amt aufgeben.

Der spätere Landesstatthalter Armin Dadieu kündigte am 11. März die bevorstehende Machtübernahme an; Geschäfte schlossen bereits um 12 Uhr, Häuser wurden beflaggt, und in den Straßen fanden trotz des anwesenden Militärs Demonstrationen statt.



📌 Videoanalyse: Graz unter dem Hakenkreuz
  • Schaut euch folgendes Video an und überlegt euch, ob ihr diese Orte wiedererkennt:
    Graz unter dem Hakenkreuz

  • Verbringt die letzten Minuten der Einheit damit, über die Eindrücke aus diesem Video nachzudenken.


💡 Zusammenfassung: Der Austrofaschismus und das Ende der 1. Republik

  • Politische Spannungen in der Ersten Republik verschärfen sich ab 1927: Nach dem Justizpalastbrand in Wien (15. Juli 1927) wächst das Misstrauen zwischen den Lagern. Paramilitärische Gruppen wie die Heimwehr und der Schutzbund stehen sich gewaltsam gegenüber.

  • 1932 wird Engelbert Dollfuß Bundeskanzler. Er hat nur eine sehr knappe Mehrheit im Parlament. Um Neuwahlen zu verhindern, beginnt er, die Demokratie systematisch auszuschalten.

  • Am 4. März 1933 legt die gesamte Präsidentschaft des Nationalrats ihr Amt nieder – Dollfuß nutzt diese Gelegenheit und verhindert die Wiedereinberufung des Parlaments. Auch der Verfassungsgerichtshof wird lahmgelegt.

  • 1934: Dollfuß lässt die „Arbeiterzeitung“ verbieten und kurz darauf auch die Sozialdemokratische Partei und den Schutzbund auflösen. Das führt zum österreichischen Bürgerkrieg (12.–15. Februar 1934), der gewaltsam niedergeschlagen wird.

  • In dieser Zeit gründet Dollfuß die „Vaterländische Front“, eine Einheitspartei mit dem Kruckenkreuz als Symbol – Beginn des Austrofaschismus, einer autoritären, national geprägten Herrschaftsform in Österreich.

  • 25. Juli 1934: Dollfuß wird bei einem nationalsozialistischen Putschversuch ermordet. Kurt Schuschnigg wird sein Nachfolger.

  • 1938 wächst der Druck des Deutschen Reiches auf Österreich. Am 12. Februar stellt Hitler Schuschnigg ein Ultimatum – mit der Forderung, Nationalsozialisten in die Regierung aufzunehmen.

  • Schuschnigg kündigt eine Volksabstimmung für den 13. März 1938 an, um den Anschluss zu verhindern. Doch am 11. März wird er durch Drohungen zum Rücktritt gezwungen.

  • Am 12. März 1938 marschieren deutsche Truppen in Österreich ein – der „Anschluss“ an das Deutsche Reich ist vollzogen. Die Volksabstimmung am 10. April wird durch massive Propaganda inszeniert und zeigt offiziell eine überwältigende Zustimmung.

  • In Graz, das als „Stadt der Volkserhebung“ gilt, kommt es schon im Februar 1938 zu Massendemonstrationen und offenem Bekenntnis zum Nationalsozialismus.



🧭 Abschließender Kommentar zum Thema Zwischenkriegszeit

Die Zwischenkriegszeit ging damit auch schon langsam aber doch auf ihr allmähliches Ende zu. Am 1. September 1939 überfällt Hitler mit seiner deutschen Wehrmacht ohne jegliche Kriegserklärung PolenEs ist der Beginn des Zweiten Weltkriegs.
In den kommenden 5 ½ Jahren werden durch ihn weltweit an die 60 Millionen Menschen ihr Leben verlieren.



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